Im Dienst für seine Sache, denn der Trabrennsport war zwar „nur“ sein Hobby, aber er war ihm fraglos wichtiger als der eigentliche Beruf. Unweit der Bahrenfelder Trabrennbahn verkauft Abi Autos für einen aktuell etwas schwächelnden Weltkonzern. Aber das war Broterwerb. Wer ihn von der Rennbahn kannte – und wer kannte ihn nicht in Hamburg? -, der wusste, dass er auch das sicher mit Erfolg tat, doch seine Leidenschaft waren die Pferde.
Es verging jahrzehntelang sicher kein einziger Renntag in Hamburg und Elmshorn ohne ihn. Abi Kluth war eine Bank, man meint, ohne ihn hätte man weder beginnen noch aufhören können. Zwischen Stall und Tribüne pendelte er. Im Sulky gewann er als Amateur 130 Rennen. Um ein Vielfaches höher liegen dürfte die Zahl der getroffenen Wetten in all den Jahren, über die verlorenen verliert man bekanntlich keine unnötigen Worte. Klar, dass er darüber hinaus zahlreiche Freundschaften auf der Rennbahn pflegte. Legendär die von fachlicher Qualität überbordenden Tribünentische mit Kurt Hörmann, Helmut Beckemeyer und Amateurkollege Lothar Ewert.
Auf dem Laufenden hielt er sich aber auch bei der Morgenarbeit, als es diese auf der Rennbahn selbst noch gab. Im Casino gab es nicht nur den Kaffee neben dem Fachgesimpel, sondern zuweilen auch das eine oder andere Kartenspiel – schöne Zeiten, andere Zeiten. Wer dabei war, schwärmt von den guten alten Zeiten. Da spricht man von Zusammenhalt, von tollen Feiern und der großen Traberfamilie. Abi gehörte einfach dazu – ohne Wenn und Aber, über Jahrzehnte.
Vielleicht auch, weil er fast zahllose Pferde hatte – bei vielen Trainern, er hatte gute Drähte zu allen. In Farmsen trainierte Lorenz-Dieter Schütte für ihn, bei Heinz Wewering brillierte Stute Kalla. Denn die Aktivitäten waren keineswegs nur auf den Norden beschränkt. Mit die ersten Vierbeiner sollen Demus und Erlenwind geheißen haben, Trainer Fred König erinnert Ausflüge nach Dinslaken. Später gewannen Heiko II und Makaros für ihn resp. für seine damalige Ehefrau Babette, deren Sohn Kornelius den Namen seines Stiefvaters trägt. Auch Harry Pools, der leibliche Vater Kornelius‘ trainierte Pferde für Abi, womit sich ein großer Kreis schließt.
Abis spätere Vorliebe für französische Traber, lange vor den PMU-Rennen, rührte möglicherweise aus der Freundschaft mit Kurt Hörmann. Iris Dazeray und Jardel seien als Erfolgstraber in Erinnerung gerufen. Ecrin d’Or gewann für ihn, der viele Traber kaufte und auch wieder verkaufte, denn so ganz konnte er seinen Beruf natürlich auch auf der Rennbahn nicht vergessen. Doch dadurch dürfte Abi Kluth in seinem langen Leben allein mehr Traber besessen haben als all jene zusammen, die an sämtlichen Renntagen im Dezember 2024 in Hamburg gelaufen sind.
Auch im verdienten Ruhestand und bis zuletzt versäumte er keinen einzigen Renntag, doch als er sich nicht mehr blicken ließ, forschten Eckhardt Drees, Helmut Beckemeyer und Werner Bady als Weggefährten nach und mussten erfahren, dass seine Wohnung versiegelt war und Abi Kluth verstorben war. Mit 88 Jahren war ein langes Leben zu Ende gegangen, das immer ganz eng mit dem Trabrennsport verknüpft war.