Die Sonne schien – was auch sonst? Auch der November-Auftakt auf der Hamburger Trabrennbahn wurde an einem ungewohnten Termin, einem Sonnabend, bei besten äußeren Temperaturen abgehalten. Guter Besuch verdientermaßen für guten Sport. Eine Premiere erlebten die erfreulich zahlreich erschienenen Besucher, denn nach dem Triumph von Gerrit Föllmer wurde HTZ-Geschäftsführer Peter Weihermüller lyrisch: „Der erste Sieg ist wie der erste Kuss – den vergisst man nicht!“ Den Sieger aus dem Halali dürfte man so schnell auch nicht vergessen, denn Yesterday Diamant präsentierte sich weniger als ein Pferd von gestern denn als eines von morgen.

Ganz ruhig

Jaap van Rijn ist bekanntermaßen ein in jeder Hinsicht recht ruhiger Vertreter, der im Rennen noch nie die Nerven verloren hat. Dementsprechend ging er das mit 20.000 EUR dotierte Halali 2022 an und schaffte es mit Yesterday Diamant bereits auf der ersten Überseite mit einem Vorstoß, den Malus des Startplatzes in der zweiten Reihe auszumerzen und nach vorn zu ziehen. Danach war alles erstaunlicherweise fast nur noch Formsache. Weder der speedige Mick N. Boko noch Sinfonie konnten ihm wirklich gefährlich werden, ohne selbst zu enttäuschen.

Amy Fink als Championesse der Minitraber überreichte die Ehrenpreise für Yesterday Diamant, dem van Rijn in seiner ruhigen Art nach dem vierten Sieg beim vierten Start eine große Zukunft bescheinigte: „Das ist ein Pferd fürs Derby.“

Maidenschaft abgelegt

Gerrit Föllmer fuhr sein neuntes Rennen und zum ersten Mal in den Winner-Circle. Vom Start konnte er Anio C.K. mit Double Explosion zwar nicht abwehren, doch dann ging er früh wieder nach außen, drückte auf die Fahrt und kam nicht mehr in Bedrängnis durch die starke Drafi Hall und Anio C.K.

Josef Franzl kann nun insgesamt auf 1.328 Siege zurückschauen, doch für den 3-jährigen Sambasamba war es diesmal ebenfalls die erste Einkehr in den Winner-Circle. Das gelang bei seinem ersten Auftreten in einer tollen Manier gegen gut laufende Minerva Newport und What a miracle.

Quinze Juin doppelt

Manfred Skrotzki eröffnete den Renntag im Groom Race siegreich mit Quinze Juin und bekannte im Winner-Circle, sich immer sicher gewesen zu sein. Der Favorit enttäuschte Start-Ziel keineswegs und gewann gegen Gentle Yankee und Desavi D, die immer dran blieben. Auch in der Wiederholung blieb Quinze Juin nach bald übernommener Führung am Ende voraus und bescherte Josef Franzl seinen zweiten Tagestreffer. Der gefällig auf den letzten 700 Metern angreifende Gouritch hinterließ ebenso einen guten Eindruck wie Dalton du Demon, der mit dem Champion der Todesspur trotzte.

Hundert Prozent

Mehr tun, als ihm lieb war, musste Marciano Hauber mit dem Tipp des Tages Joie de Vivre, denn Tom Brady verwehrte der Ultrafavoritin lange den Weg nach vorn. Im Schlussbogen war der Widerstand gebrochen, doch ein mit der guten Stallform auftrumpfender All Brioni ließ sich nicht abschütteln, während als Dritter auch Bela Bartok gefallen konnte.

Ohne arge Mühe gelangte Hauber dann mit Klaes Hunt früh nach vorn und kontrollierte von dort die Gegnerschaft. Ein gut nachsetzender Villeneuf fing für den Ehrenplatz noch den durch die Todesspur benachteiligten Ray Kelly ab. Damit war nach zwei Starts die Weste weiß geblieben.

Vorne kann gewonnen werden

Victor Gentz verteidigte mit Exclusive Fire mit allen Mitteln das nach dem Bänderstart errungene Kommando. Erst wies er Ol Dono Lengai ab, der auf die letzte Aufforderung seines Fahrers mit einem Fehler reagierte, um danach auch Kiss me Bo abblitzen zu lassen. Danach hielt er das Tempo immer dosiert und ließ weder Lisa Lisieux und Larsson in seine Nähe kommen.

Im Viererwettrennen lieferte Hans-Jürgen von Holdt eine Kostprobe seiner Nervenstärke, denn während vorne und außen andere agierten, schaute er sich innen als Zweiter mit Donato Princess alles in Ruhe an, um auf die Open Stretch zu warten. In einer Kampfentscheidung klappte es gegen Donna Leone H, die lange führende Castanea und einen speedigen Kissing Diamond. Die Viererwette zahlte stattliche 2.000:10, da die Garantie  leider nicht erreicht wurde. Für die glücklichen Wetter natürlich kein Nachteil.

In der Super-Dreierwette hätte man mit Kartoon gehen müssen, der auf der letzten Halben mit Kornelius Kluth immer unwiderstehlicher wurde und Happy Jack einfing, der seinerseits Early Love abwehren konnte. Für diesen antizipierbaren Einlauf, der nahezu aus dem Rennprogramm hatte abgeschrieben werden können, lautete die Quote faszinierende 127,6:1 in einem Neuner-Feld.

cb