Ausgerechnet zum Jahreshöhepunkt drohte die Serie in Hamburg zu reißen. Der Pakt mit dem Sonnengott wackelte bedenklich, doch letztlich fiel er nicht, wenngleich es nebenbei recht windig war. Tags zuvor und am Morgen hatte es wie aus Kübeln geschüttet, doch mehr oder weniger pünktlich zum Rennbeginn klarte es auf. Dass dann doch nicht alles so glatt lief wie erhofft, war der Tatsache geschuldet, dass es im Trabrennsport das immer faszinierende Zusammenspiel von Lebewesen gibt, welches aber eben nicht immer reibungslos verläuft. Gleich drei fahrerlose Pferde sorgten eher für Schreckminuten denn –sekunden. Letztlich aber ging glücklicherweise alles glimpflich ab; insofern konnten die sportlichen Leistungen auf dem Geläuf doch uneingeschränkt in den Vordergrund treten. Dabei spielte der Deutsche Amateurchampion Thomas Maaßen eine herausragende Rolle, indem er sich erstmals die Deutsche Amateurmeisterschaft sicherte.
Kein Bademeister
Hatte Thomas Maaßen vor zwei Jahren nach einem offensiven Vortrag, bei dem er baden gegangen war, die Situation treffend umrissen: „Da reichte es nur zum Bademeister“, so reichte es diesmal zum Deutschen Meister. Nach erheblicher Verzögerung aufgrund der nach einem Fehlstart beim zweiten Versuch auch noch fahrerlos gewordenen Maharana C.G. und Klaus Hazelaar ging es beim dritten Anfahren gut, wobei gut relativ war. Nahezu das komplette erste Band rumpelte oder sprang. Maxville kam dann doch in die Gänge, war aber schon ausgangs des ersten Bogen vom Zweitbändler und Trainingsgefährten Jacques Villeneuve abgelöst worden. In einer abwechslungsreichen Partie mischte unterwegs Dan CG die Sache mit einem Vorstoß auf, ehe es eingangs der Zielgeraden so richtig zur Sache ging. Maaßen wollte es erst außen versuchen, entschied sich dann um und attackierte hart innen. Kurz vor dem Ziel war es vollbracht. Im „Familienduell“ unterlag Cathrin Nimczyk mit Jacques Villeneuve gegen Maxville und den neuen Deutschen Amateurmeister. Dritte wurde Castanea mit Hans-Jürgen von Holdt.
Bei der Siegerehrung wurde es dann doch „flüssig“, denn Maaßen war nah am Wasser gebaut. Kein Wunder, denn der in so vielen großen Rennen erfolgreiche Amateur, der nach drei Championaten eigentlich alles gewonnen hat, was es in Deutschland zu gewinnen gibt, war noch nie Deutscher Meister geworden. „Davon habe ich schon als Kind geträumt“, ließ er sich entlocken und war entsprechend emotional, als dieser Traum in Hamburg nun wahr geworden war. Der Titel des Bademeisters wurde entsorgt, später in der Nacht holte sich Maaßen bei der Grand Prix-Party im Ruderclub Hammonia auch noch den inoffiziellen Titel eines Tanzmeisters, wobei es am Rande der Hamburger Außenalster nicht nur deshalb gleichfalls „flüssig“ zuging.
Aufs richtige Pferd gesetzt?
Emma Stolle und Mario Krismann hatten je zwei Pferde in einem Vorlauf und damit die Qual der Wahl. Während Krismann seinen Gentle du Noyer selbst lenkte und erneut mit dem zu gehfreudigen und alles andere als leicht zu handelnden Wallach nicht ins Vordertreffen kam, sprang seine Castanea mit Hans-Jürgen von Holdt in die Bresche und nagelte auf der Linie den späteren Finalsieger Maxville fest, während Maharana CG als Dritter den Endlauf erreichte, ohne an diesem teilnehmen zu können.
Emma Stolle pilotierte Dan CG und kam mit früher Führung leicht gegen Jacques Villeneuve und Velten Isabel zum Zuge, während der hoch gehandelte Klaus Hazelaar nach einem Rennen durch die Todesspur früh aufgab, dennoch das Finalticket löste, um fahrerlos werdend dieses verfallen lassen zu müssen.
Die richtigen Pferde
Der hochklassige Rahmen wurde dominiert von den TCT-Rennen. Beeindruckend vor allenm der Tempolauf von Gio Cash mit Jeffrey Mieras, der in Tagesbestzeit von 13,9 den verbissen attackierenden Y Not Diamant im Trotting Class Gold Cup abblitzen ließ. Das einzige Zuchtprodukt des Berliner Besitzers Pierre M. Sagitz ist ein absoluter Volltreffer. Großartig war auch die Vorstellung von Julia Sisu, die mit Robbin Bot das Stutenrennen gegen Scala und Mose Eagle an ihre Fahnen heftete.
Beide Pferde waren vom Experten Holger Hülsheger als Bank angesagt worden, und doch gab es in der V7-Wette eine erstaunlich hohe Quote von 3.846,1:1, obwohl auch die übrigen Sieger kaum allzu überraschend waren.
Bei den Zweijährigen hatte sich im TCT-Rahmen zunächst Debutant No One Els mit Jaap van Rijn in feiner Manier gegen Zabaione Diamant und Neuf du Pape durchgesetzt. Dass letzterer überhaupt hatte teilnehmen dürfen, sorgte für einiges Kopfschütteln, denn er war bereits vom Platz gestellt worden. Nachdem Nanmara Supreme fahrerlos geworden war, wobei Peter Wortel sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht abschütteln ließ, war das Rennen abgeläutet worden. Anders als früher durfte der zu diesem Zeitpunkt bereits disqualifizierte Neuf du Pape beim zweiten Mal erneut ran. Eine Änderung der TRO, die so recht niemandem bekannt war, hatte für diesen kuriosen Umstand gesorgt.
Ohne Probleme ging es dann in der zweiten Abteilung ins Ziel. Cincinnati Beach S war Start-Ziel von Jerome Hazelaar und Raedy for Capri nicht zu beeindrucken. Eine gefällige Sinfonie über die Open Stretch mit Josef Franzl gegen Jorle und Arcano BE hatte den ersten Tag des Meetings siegreich eröffnet.
cb